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Kann der deutsche Mittelstand digitale Transformation?

  • Autorenbild: mariohenzler
    mariohenzler
  • 28. Dez. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Dez. 2024

Seit Jahren beschäftige ich mit digitaler Transformation, vornehmlich in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Service und überwiegend im Mittelstand. Dabei ist mir aufgefallen, dass digitale Transformation über die Jahre von immer weniger Unternehmer und Entscheider als eine Modeerscheinung abgetan wird. Die prinzipiell verheißungsvollen Zukunftsperspektiven die Unternehmen durch digitale Transformation erreichen können werden durchaus gesehen. Aber, die meisten sehen eben auch einen Berg an Herausforderungen, der erschreckt und dazu führt, dass digitale Transformation in ihrer Dringlichkeit dann doch nicht so hoch proirisiert wird.



Die Zahlen scheinen das zu belegen. Laut Digital Economy and Society Index (DESI) 2022 der Europäischen Kommission belegt Deutschland den 13. Platz unter den EU-Mitgliedstaaten mit einer Gesamtpunktzahl von 52,9. Führend sind Finnland und Dänemark. Ist das für Deutschland als noch 3 größte Volkswirtschaft der Welt und die Nummer eins in Europa ausreichend? Ich denke nicht.


Klar, es gibt aktuell auch noch genug anderes zu tun. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert, die Marktprognosen sind unsicher, globale Krisen treffen uns als exportorientierte Nation härter als andere. Man tut zwar dies und das, um die Krise und ihre Folgen abzumildern, verlässt sich aber allzu gerne auch auf die über Jahrzehnte bewährten stabilen, traditionelle Marktmechanismen in spezialisierten Nischen die man besetzt. Prognosen, die auf schnellen Marktwandel oder Disruptionen hinweisen, werden skeptisch betrachtet oder ganz unter den Tisch gekehrt. Die Vorstellung, dass bestehende Geschäftsmodelle durch (digitale) Konkurrenten verdrängt werden könnten, erscheint oft zu abstrakt oder unwahrscheinlich. Man setzt auf die Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm werden wird - oder um es auf gut Kölsch zu sagen „Et hätt noch emmer joot jejange“.


Wer zu spät kommt….

Diese abwartende Haltung führt dazu, dass potenzielle Chancen ungenutzt bleiben, während neue und alte Wettbewerber ihre Innovationsfähigkeit ausbauen und so an Boden gewinnen. Es ist an und für sich eine paradoxe Situation, die Notwendigkeit der digitalen Transformation zu erkennen die praktische Umsetzung aber auf die lange Bank zu schieben. Stellt sich die Frage, warum das so ist?


Konsequenz

Einen Hauptgrund sehe ich in der Bereitschaft die notwendige Konsequenz aufzubringen. Digitale Transformation, die funktionieren soll, ist keine kurzfristige Initiative. Es ist ein strategischer Umbau, der tief in die Strukturen eines Unternehmens eingreift. Arbeiten am Geschäftsmodell, Hinterfragen der Kultur, Umgestaltung von Prozessen, Einsatz neue Technologien, Mitnehmen der Mitarbeitenden – all das kostet Zeit, Energie und Geld. OK, am Geld kann es nicht liegen, glaubt man der Sparkassen-Finanzgruppe, die die Bilanzen von rund 300.000 ihrer Firmenkunden ausgewertet hat. Dabei ist herausgekommen, dass die meisten mittelständischen Unternehmen die Kraft zum Investieren haben. Doch sie warten ab. Warum frage ich mich?


Mut zur Veränderung

Der Mittelstand, bekannt für seine konservative Unternehmenspolitik, zögert nach meinen Beobachtungen, traditionell bei großen Veränderungen und Investitionen in Projekte mit ungewissem Ausgang. Man hat was zu verlieren. Daher werden Vorhaben ohne einen einfach messbaren Return on Investment (ROI) häufig verschleppt oder gar nicht erst angegangen., Und gerade jetzt, in unsicheren Zeiten, fällt es Unternehmen scheinbar besonders schwer, den Mut zu solch weitreichenden Entscheidungen aufzubringen.


Mehr Wissen

Und dann ist da noch das Problem des Unwissens. Viele Unternehmen wissen schlichtweg nicht, wie sie die digitale Transformation angehen sollen. Die Vielfalt an Möglichkeiten und Herausforderungen – von maximaler Kundenorientierung über datengetriebene Geschäftsmodelle hin zu künstlicher Intelligenz und ungewohnten IT-Lösungen aus der Cloud verunsichern und überfordern Viele. Statt konkrete Strategien zu entwickeln, herrscht oft Ratlosigkeit oder es werden Feigenblattprojekte in Angriff genommen deren Erfolg sich zwangsläufig in Grenzen halten. Dies ist nicht primär, aber auch auf einen Mangel an in Unternehmen verfügbaren Fachkräften, die das notwendige Wissen einbringen könnten, zurückzuführen. Die Mitarbeiterbasis des Mittelstands ist häufig stark auf traditionelle Fertigkeiten spezialisiert, sodass digitale Kompetenzen erst aufgebaut werden müssen. Dazu kommen starre Hierarchien, Silos und Unternehmenskulturen, die nicht unbedingt auf Eigeninitiative und Agilität ausgerichtet sind. Das zu ändern ist möglich und nötig – aber es kostet eben Mut, Energie, Zeit, Geld und Ressourcen.


Los gehts

Doch wie sagte schon der asiatische Philosoph Laotseen „die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt“. Es ist meiner Ansicht nach an der Zeit, sich auf den Weg zu machen und sich der digitalen Transformation anzunehmen. Mit voller unternehmerischer Energie und mit Mut zum Handeln. Denn, sie ist eine Chance diese digitale Transformation. Für den Mittelstand bietet sie Möglichkeiten, nicht nur wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern die globale Position sogar zu stärken. Durch Automatisierung können Kosten gesenkt, durch Digitalisierung können neue Geschäftsfelder erschlossen und neue Kunden gewonnen werden. Nicht zuletzt kann durch effizientere Prozesse und agilere Strukturen der vielzitierten Fachkräftemangel abgemildert werden. Das klingt vermutlich alles sehr kryptisch und generisch – aber der Weg zum transformierten Unternehmen beginnt der thematischen Auseinandersetzung, mit mehr Wissen und einer Idee.


Dabei will ich mit meiner Erfahrung unterstützen. Im meinem Playbook auf miodigital.de werde ich in den kommenden Beiträgen aufzeigen, wie sich Unternehmen der digitalen Transformation systematisch nähern können. Strategisch, operativ und technologisch. Welche konkreten Themen und Schritte relevant sind und auch was „weggelassen“ werden kann.


Der deutsche Mittelstand ist reif für die digitale Transformation – das ist meine tiefe Überzeugung – er muss nur, ohne Wenn und Aber, einfach mal damit anfangen.


Was denkt Ihr? Liege ich richtig mit meiner Einschätzung. Ich freue mich über Feedback hier im Playbook unter Kommentare.

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