Digitale Transformation braucht Strategie
- mariohenzler
- 6. März
- 4 Min. Lesezeit
Spricht man mit Inhabern oder Managern mittelständischer Unternehmen über Strategie, bleiben die Antworten oft unkonkret und vage. Vielleicht liegt es daran, dass man sich nicht in die Karten schauen lassen will. Aber manchmal habe ich auch den Eindruck, dass der eine oder andere der Strategiethematik mit ihren Modellen und Methoden grundsätzlich kritisch gegenüberstehen. Zu theoretisch, zu akademisch, zu weit weg vom Unternehmensalltag. Da ist bestimmt was dran - aber sollte man deswegen auf Strategie und strategische Ziele verzichten? Das kann keiner ernsthaft meinen. Ohne Strategie ist der langfristige Erfolg eines Unternehmens dem Zufall überlassen. Entscheidungen und Investitionen bauchen einen übergeordneten Kontext – und das ist nun mal die Strategie.

Strategie ist keine Raketenwissenschaft
Strategie fällt aber auch nicht vom Himmel. Die Entwicklung einer guten Strategie erfordert Analyse, Methodik, Objektivität und Pragmatismus. Das ist keine Raketenwissenschaft, trotzdem gewinnt man von Zeit zu Zeit den Eindruck, dass es im Mittelstand im Hinblick auf Strategieentwicklung bzw. bei der Auswahl und Anwendung strategischer Methoden Unsicherheiten gibt. Wenn diese Beobachtung stimmt, sollte das schleunigst geändert werden. Insbesondere in Zeiten wie diesen, die Auseinandersetzung mit Strategie die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Unternehmensentwicklung – sei es in Bezug auf Märkte, Wettberber, das eigene Portfolio oder eben die digitale Transformation.
Gehen wir´s also an. Hier und jetzt soll es zunächst um die Grundlagen der Strategie gehen. In weiteren Beiträgen wird der Fokus dann auf Digitalstrategie und die digitale Transformation gelegt.
Was ist eigentlich Strategie?
Strategie ist ein langfristiger Plan, der die Richtung eines Unternehmens festlegt, um seine (wirtschaftlichen) Ziele zu erreichen. Sie ist die Brücke zwischen dem aktuellen Zustand und der angestrebten Zukunft. Eine gute Strategie berücksichtigt sowohl externe Marktbedingungen als auch interne Stärken und Schwächen und definiert klare Prioritäten. Zum besseren Verständnis ein Beispiel. Ein Unternehmen könnte, am Ende eines Strategieprozesses folgende Strategie formulieren - „Durch konsequente Optimierung unserer Serviceprozesse, proaktive Kundenbetreuung und eine gezielte Qualitätssteigerung in Produkten und Dienstleistungen verbessern wir das Kundenerlebnis und steigern die Kundenzufriedenheit nachhaltig.“
Wohin soll die Reise gehen
Hört sich gut an, ist aber auch sehr allgemein. Deshalb braucht jede Strategie strategische Ziele. Sie sind der Kern. Sie geben Richtung und sorgen für eine gemeinsame Ausrichtung. Das Unternehmen aus dem o.g. Beispiel könnte sich das strategische Ziel setzen, seine Marktposition durch exzellente Servicequalität zu verbessern. Messbar formuliert, ermöglichen solche Ziele Erfolgskontrolle und Anpassungen. Gleichzeitig motivieren sie Teams und schaffen Identität. Ohne klare Ziele bleibt eine Strategie wirkungslos – sie ist wie eine Reise ohne Ziel.
Miss es oder vergiss es
Wir haben jetzt also ein strategisches Ziel, aber auf dem Weg sollten wir ab und zu innehalten und uns vergewissern, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind. Dazu empfiehlt es sich Messparameter zu definieren. Key Performance Indicators (KPIs) sind solche messbaren Kennzahlen, die den Fortschritt und Erfolg einer Strategie bewerten helfen. Sie machen strategische Ziele greifbar und helfen deren Umsetzung kontinuierlich zu controllen. Ohne KPIs ist die Umsetzung einer Streagtegie schwer zu steuern.
Die Festlegung von KPIs sollten dem Prinzip „Miss es oder vergiss es“ folgen. – denn was nicht messbar ist, zeitigt keine Erkenntnisse. Wieder einige Beispiele wie das aussehen könnte. Reduktion der Reklamationen um 20 % innerhalb von 12 Monaten. Oder, die durchschnittliche Reaktionszeit im Kundenservice von 24 auf 12 Stunden senken. Oder, die Wiederkaufsrate um 15 % zu erhöhen als Indikator für eine verbesserte Kundenzufriedenheit.
Wie auch immer die individuellen KPIs definiert werden, sie schaffen Transparenz, ermöglichen Kurskorrekturen und machen den Erfolg einer Strategie sicht- und messbar.
Wie Strategie entsteht
Ich denke das ist alles nachvollziehbar und einigermaßen schlüssig. Die große Frage ist jetzt – wie können Unternehmen ihre Strategie entwickeln? Antwort methodisch!
Methoden zur Strategieentwicklung helfen, Klarheit zu schaffen, Chancen und Risiken zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Bekannte methodische Ansätze sind die SWOT-Analyse, die PESTEL-Analyse, das Porter'sche Fünf-Kräfte-Modell oder auch das Blue-Ocean-Modell und die bekannten Methoden großer Strategieberater wie BCG-Matrix oder McKinsey’s Three Horizons of Growth. All diese Methoden strukturieren den Strategieprozess und erleichtern eine zielgerichtete Ausrichtung.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass i.d.R. mehrere Methoden im Strategieentwicklungsprozess zusammenspielen, um relevante Erkenntnisse zu liefern. Während SWOT- und PESTEL-Analysen das Umfeld und interne Potenziale bewerten, helfen Modelle wie das Fünf-Kräfte- oder Blue-Ocean-Modell bei der Marktpositionierung. KPIs, OKRs oder die Balanced Scorecard unterstützen die Umsetzung und Messung strategischer Ziele. Durch die gezielte Kombination dieser Methoden entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, der Analyse, Planung und Umsetzung optimal verbindet.
Strategie - eine der wichtigsten Managementaufgabe
Strategie ist wichtig und sie sollte fester Bestandteil der Managementaufgaben sein. Eine klare Ausrichtung schafft Transparenz und sorgt dafür, dass Eigentümer, Anteilseigner und Mitarbeiter an einem Strang ziehen können. Ein gemeinsames Verständnis der Unternehmensziele erleichtert die Umsetzung und verhindert unnötige Reibungsverluste.
Manchmal kann es helfen sich Sparringspartner oder Impulsgeber zu suchen, etwa durch einen Berater oder einen Beirat mit beratender Funktion. Sie können dabei unterstützen mit externer Perspektive strategische Ziele schärfen und blinde Flecken aufdecken, aber auch realistische und ambitionierte Ziele zu setzen, Annahmen kritisch zu hinterfragen und Markttrends einzubeziehen.
Strategie, das ist hoffentlich Common sence, ist die Basis. Und so geht es mir vor allem darum Strategie und den Prozess, der zu ihr führt, greifbar machen. In den nächsten Artikeln wird es darum gehen, wie sich einzelne Faktoren in der Praxis wiederfinden– denn ohne klaren Strategiebezug bleiben auch elementare Vorhaben wie die digitale Transformation Stückwerk.
Comments